Resilienz wird auch durch Verhaltensänderungen im Alltag erreicht. Psychologen bezeichnen in diesem Zusammenhang die Selbstbeherrschung als elementar wichtig. Leichter gesagt, als getan …

 

Home-Office mag für die Einen der Weisheit letzter Schluss (geworden) sein. Erst recht, wenn es aktuell um social distancing und in Zukunft um smarte Büro-Strukturlösungen geht. Andere haben bekanntlich ihre Probleme mit dem „Büro zu Hause“: Seien es die Chefin oder der Boss, die durch Abwesenheit ihrer Mitarbeiter befürchten die Kontrolle zu verlieren. Oder aber die Protagonisten am „neuen“ Arbeitsplatz, die mit büro-untypischen Problemen konfrontiert werden: Ablenkung durch den Familienhund, weil der stündlich „Gassi muss“. Nervenkostüme, die wegen der lieben Kleinen strapaziert sind. Oder auflodernder Beziehungsunmut mit dem Partner, wahlweise der Partnerin, die jetzt gegenüber am Küchentisch genervt in die Tasten hauen. Oder – im Gegenteil – Stress durch gefühlte und gelebte Einsamkeit vor dem Bildschirm.

Diese und weitere Probleme werden derzeit in den Medien bis zum Abwinken beschrieben, analysiert und diskutiert. Mit großen Plänen wird nicht gespart. Stattdessen gibt es Ratschläge im Dutzend und rasch ist eine wundervolle Zukunft aufgebaut, in der das Home Office als das Nonplusultra für Schreibtisch- und Computer-Arbeiterinnen und -Arbeiter im Mittelpunkt steht. Fehlt nur noch, dass wir endlich das vermaledeite Virus loswerden!

Aber jetzt mal ehrlich: Sind mit – sicherlich berechtigten und notwendigen – Lösungen wie „häufige Kommunikation im Netzwerk“ oder „Telefonkontakt zu festen Zeiten“, „Brainstorming per Zoom“ und „results without controlling“ wirklich die wahren Schwierigkeiten bei der Arbeit zuhause gelöst?

 

Disziplin? Brauche ich nicht!

Schon mal irgendwo Tipps gelesen, wie Sie sich selbst so weit in den Griff kriegen kann, um nicht alle zwanzig Minuten mit dem Arm in den Kühlschrank einzutauchen und „den kleinen Hunger zwischendurch“ zu stillen? Außerdem wäre da noch die Geschirrspülmaschine, die nie so häufig ein- und ausgeräumt wird, wie zu Home-Office-Zeiten. Oder der Bilderrahmen, der längst fällig ist abgestaubt zu werden. Ganz zu schweigen von der Tasse Tee, die schon wieder leer ist. Zigarettenpausen sind jetzt auch viel einfacher. Die Balkontür steht sowieso offen und man muss nicht mehr umständlich vors Büro. Wenn dann auch noch aus der Küche plötzlich der Kaffeeduft herüber weht und jemand „ich war mal eben schnell beim Bäcker“ ruft – wer würde da nicht schwach werden?

Sie ahnen es bereits: Selbstbeherrschung ist angesagt. Eine der ganz großen Herausforderungen der Menschheit, die ausgerechnet im Home Office gerne ihr Hauptquartier aufschlägt. Oder anders formuliert: Warum soll es daheim weniger menscheln, als im Büro? Ganz im Gegenteil…

 

Im Trio zur Selbstbeherrschung

Selbstbeherrschung als Erfolgsfaktor ist längst kein Geheimnis mehr. In vielen Karriere-Beratungen wird sie als elementar für ein professionelles und/oder persönliches Weiterkommen bezeichnet. Doch noch wichtiger ist sie im beruflichen Alltag – vorausgesetzt, man will überhaupt aus den oben beschriebenen Kreisläufen ausscheren. Ist dieser Entschluss einmal gefasst, ist der vielleicht wichtigste Schritt bereits erledigt. Folgen nur noch ein paar selbstdisziplinierende Maßnahmen.

 

Zielführende Schlüsselaspekte

In den (wenigen) seriösen Ratgebern zum Thema „Erlernen der Selbstbeherrschung“ werden drei Schlüssel-Aspekte beschrieben, die zum Ziel führen (können):

  1. Die Frage nach dem Sinn. Als Beispiel der o.g. automatische Gang zum Kühlschrank etwa nach jedem erledigten Arbeitsabschnitt. Warum man/frau damit aufhören sollte? Logisch – wegen der deutlich gestiegenen Kalorienzufuhr und den folgenden Auswirkungen auf das Hüftgold. Und den Geschirrspüler setzt man eben erst in Gang, wenn er wirklich voll ist! Aufschreiben und gut sichtbar an die Kühlschranktür heften: Hab’ ich wirklich Hunger?
  2. Sinnvollen Ersatz schaffen. Beispiele wie die oben genannten haben eines gemeinsam: Sie werden vom Unterbewusstsein als eine Art Pause oder als neuer Energielieferant (z.B. Fütterung mit kurzkettigen Kohlehydraten!) herbeigesehnt. Natürlich soll nicht für jede Ablenkung ein sinnvoller Ersatz geschaffen werden. Aber das Unterbewusstsein sendet solche Signale nicht umsonst aus – eine Pause im Sinne von Ablenkung und Kraftschöpfen tut not. Wenn auch nicht ganz so häufig. Bündeln Sie deshalb diese verschwendeten Zeiten, etwa zu zwei bis drei Viertelstunden (neben der obligatorischen Mittagspause) und kümmern Sie sich um den inneren Schweinhund. Nein, keine Zigaretten- oder Kaffeepausen, sondern beschäftigen Sie Körper und Hirn mit Außergewöhnlichem. Ein paar einfache Dehn- und Kräftigungsübungen aus dem Yoga, Tai-Chi oder Qi-Gong, Stretching auf dem Bürostuhl, Massage mit dem Rückenkratzer. Oder spielen Sie eine Runde Blitzschach gegen den Computer (wahlweise online mit dem Kollegen). Andere bereiten lieber schon mal die kalte Vorspeise für die nächste Mahlzeit vor. Wichtig ist nur: Es soll zeitlich gebündelt STATT der o.g. häufigen Ablenkungen stattfinden, außergewöhnlich und von keinem Automatismus geleitet sein.
  3. Die Atmung. Ja, klar, wir alle müssen atmen. Auffallend ist, dass falsche Atmung von der klassischen Medizin und modernen Psychologie mittlerweile als eine der Hauptursachen für Stressanfälligkeit und dem häufig damit verbundenen Hang sich abzulenken aufgeführt wird. Ernüchternd ist jedoch, mit wie wenig Sachverstand Atemmethoden empfohlen werden. Holen Sie sich lieber entsprechendes Know-how von echten Atem-Profis. Keine Angst, niemand erwartet von Ihnen, dass Sie sich mit Lendenschurz im Lotussitz in die Ecke ihres Home-Office setzen. Vertrauen Sie einer jahrtausendealten Atem-Tradition als Energie- und Ruhespender. Und wenn Ihnen das schon zu viel ist, dann probieren Sie einfach die folgende Übung aus. Zwei bis drei Mal täglich jeweils 3 Minuten. Sie werden spüren – sie wirkt schon nach wenigen Versuchen ausgesprochen beruhigend, anregend und ausgleichend.
Resilienz stärken
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Bereits wenige Versuche reichen und Sie werden einen deutlichen Unterschied in ihrer Atmung wahrnehmen. Verstehen Sie diese Übung aber nur als solche – lassen Sie ansonsten die Atmung kommen und gehen wie sie will. Später können Sie sich grundsätzlich auf Nasen- und Bauchatmung konzentrieren – doch das ist ein anderes Thema.

Merke: Der Home-Office-Alltag ist 10 Prozent Theorie und 90 Prozent Praxis. In JEDER Hinsicht!

Dieser Beitrag wurde von Michael Kunst (Journalist, Kommunikationsberater, Yoga-Coach) geschrieben. Mit unserer  Mindset Session zum Thema Resilienz unterstützen wir, das Team von Detego, Sie und Ihr Unternehmen darin diese Kompetenz weiterzuentwickeln. Sprechen Sie uns an und kontaktieren Sie uns. Zum Kontaktformular