Achtsamkeit ist der Ausweg aus diesem erstarrten Raum, in dem alles schon „gewusst“ und vorgegeben ist. Das wichtigste Buch des großen Achtsamkeitslehrers Krishnamurti heißt nicht zufällig „Freedom from the Known“.

Ellen Langer von der Harvard Universität erforscht die Wirkungsweise der Achtsamkeit und empfiehlt: „Vertraue möglichst wenig auf deine kognitiven Automatismen. Es ist viel wirklichkeitsnäher und zielführender, sich immer wieder in den Zustand der Präsenz zu versetzen. In eine möglichst wache, achtsame Seinsweise, die auf schematisches Denken weitgehend verzichtet und in jeder Situation offen für jede Möglichkeit bleibt.“

 

Achtsamkeit – offen für Neues und Veränderung

Achtsamkeit ist waches Wahrnehmen dessen, was ist – auch wenn es nicht zu den eigenen Erfahrungen, Werten, Vorstellung und Zielen passt. Dazu muss sich jeder frei machen können von seinen Werten, seiner Routine und von seinen Vorstellungen davon, wie etwas zu sein hat.

 

Es wurde einmal eine amüsante Untersuchung zum Thema selektive Wahrnehmung durchgeführt: Drei Männer wurden durch eine Straße geschickt und danach um ihren Kommentar gebeten. Der Erste meinte, die Straße sei extrem verschmutzt, der Zweite sagte, dass dort, wo diese Straße in die andere Straße mündet, ein Stoppschild hingehöre, der Dritte stellte fest, dass die Straße in einer guten Wohnlage liege. Natürlich war der Erste beim Amt für Straßenreinigung, der Zweite Polizist und der Dritte Immobilienhändler.

 

Im Zustand der nach außen gewandten, äußeren Achtsamkeit sind wir offen und sensibel für Neues – selbst in scheinbar vertrauten Situationen. Achtsam sein bedeutet, die Wahrnehmung zu schärfen und überall Veränderungen zu erkennen, selbst wenn es sich dabei nur um Nuancen handelt. Achtsamkeit ist die Kunst, die feinen Unterschiede wahrzunehmen. Wer achtsam ist, ist ganz bei der Sache und verschafft sich dadurch immer wieder neu ein unvoreingenommenes Bild.

 

Achtsamkeit nach außen und innen

Aber äußere Achtsamkeit ist nur der halbe Schritt, denn nicht nur die äußere Situation ist niemals dieselbe, auch die des Betrachters, des wahrnehmenden, denkenden und handelnden Menschen, gestaltet sich immer wieder neu, so wie es schon der Wissenschaftler Heisenberg mit seiner Unschärferelation für das Beobachten mikrophysikalischer Prozesse festgestellt hat. Die wahrgenommene äußere Wirklichkeit ändert sich in Abhängigkeit vom Standort des Betrachters, von seinen aktuellen Gedanken, Vorstellungen, Wünschen, Zielen und Gefühlen. Um situationsgerecht handeln zu können, kommt es also auch auf die Wahrnehmung des Inneren, die innere Achtsamkeit an.

Lesen Sie zur inneren Achtsamkeit in meinem nächsten Beitrag zum Thema.

 

Teil 1 Führungsagilität: Die Kraft des Optimismus

Teil 2 Führungsagilität: Auf die innere Haltung kommt es an

 

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