Neun Jahre haben wir in unserer Arbeitsgruppe zu den Graves-Handlungslogiken diskutiert, um Begriffe und Interpretationen gerungen und dabei viel über uns selbst gelernt, über die Dynamik unserer persönlichen Entwicklung. Nun haben wir – eine Runde aus Beratern, Entscheidungsträgern in der Wirtschaft und Change-Managern – in dieser themenspezifischen Workshop-Konstellation ein letztes Mal zusammengefunden. Haben unser gemeinsames Wachsen mit und an unserem Thema reflektiert und mit ein wenig Wehmut zurück- und viel Aufbruchsstimmung nach vorn geblickt. Denn Graves lebt im Leadership-Agility-Modell weiter – das wir hier im Blog und auf vernetzten Plattformen in Kürze vertiefend behandeln werden.

 

Clare Graves hat die Evolution der menschlichen Werte als Gedankenmodell entwickelt. Danach pendeln wir immer zwischen einer Ich- und einer Wir-Kultur. Die Wertemuster von Macht, Ordnung, Leistung, Gemienschaft und Integration haben noch heute großen Einfluss auf unser miteinander-Umgehen, gerade auch im Unternehmensumfeld.
Unsere in prähistorischer Zeit in uns angelegten Werte und Handlungslogiken bestimmen unser Handeln noch heute, gerade auch im Unternehmensumfeld.

In der Graves-Spirale integriert die „Ganzheit“ als umfassende Bewusstseinsebene sämtliche Denk- und Handlungslogiken bis zur  situationsadäquaten Integration von Macht, Ordnung, Leistung und Gemeinschaft. Wie bereits der Begriff der „Ganzheit“ nahelegt, bewegen wir uns in dieser Bewusstseinsebene aber weitergehend in eine Dimension der spirituellen Intelligenz hinein, des Denkens über die konkrete Situationsbewältigung hinaus. Hier bilden das Verständnis dessen, was geschehen ist und was jetzt ist, die Basis unseres Begreifens, was sein kann. Es entwickelt sich eine Dynamik des Verstehens.

 

 

Denk- und Handlungslogiken in der Leadership-Genese

Diesen Bogen schlugen wir bei unserem nun letzten Graves-Workshop mit dem Rückblick auf unsere hier gewonnenen Erkenntnisse und dem Ausblick auf den bereits begonnenen Leadership-Diskurs, in dem Graves „aufgehen“ wird. Eine Entwicklung und damit Dynamik, die wir auch hier in diesem Blog dokumentieren und reflektieren.

Denken und Handeln im evolutionären Prozess
Jede Art des Denkens und Handelns kann je nach Situation angemessen und erforderlich sein.

Wann begegneten wir Graves, was war der zündende Funke für diesen Workshop und unsere so intensive Arbeit mit diesem Modell evolutionärer Entwicklung? 2002 stellte mir der Berater und Coach Hermann Küster  die wegweisende Frage: „Haben Sie Interesse an integrativer Unternehmensberatung?“ – bezeichnenderweise auf einer Veranstaltung mit dem vielschichtigen Titel „Beratung an der Grenze“. Natürlich hatte ich Interesse!

Durch Küster lernte ich Graves kennen – und entdeckte den Charme der Reduktion. Aus vormals rund 30 Folien zu vielfältigen Varianten von Führungsdenken und –handeln entstanden zwei pointierte Folien (Führungslogiken I und II)   zum Wechselspiel von Wertesystemen und Führungsstilen. Oder – wie es einer unserer Mitstreiter formulierte: „Die Strukturkomponente in einer Organisation und die Betrachtung der Person in einer gemeinsamen Sprache zu gestalten – das hat mir ein neues Bewusstsein für Entwicklung eröffnet “.

 

Führungslogiken und Graves-Wertemuster
Führungslogiken stehen in einer Wechselbeziehung zu den Handlungslogiken nach Graves

Den Reiz des neuen Denkmodells durften wir dann auf Basis des von uns entwickelten Messverfahrens mit zweien unserer Kunden erproben: Die „Nullmessung“ und damit das Erkennen dessen: „Wo stehen wir? Wie definieren wir unser Arbeitsumfeld und unser Verständnis des miteinander Arbeitens?“ setzten das Signal für eine individuelle Entwicklung in den Unternehmen. Und für  eine neue Form der Zusammenarbeit von Unternehmen und Berater. Dieser Pilot wies den Weg, den wir dann in vielen weiteren Projekten fortsetzten: Wir wurden gemeinsam zu Suchenden und Entdeckenden. Ich möchte es so ausdrücken: Graves vermittelt in der gemeinsamen Arbeit die Genauigkeit einer Kartografie und eine kleine Ahnung des Universums.

 

Das “Warum” und das Experiment: Ein Wechselspiel des Verstehens

Zum Abschluss noch eine Würdigung des Workshops als solchem, seiner Bedeutung für uns in unserem individuellem Empfinden: Er schenkte uns mit den lange voraus terminierten Treffen eine Kontinuität des Erlebens und des sich Auseinandersetzens. Die wiederum den Boden bereitete für das subtile Durchdringen unserer Wertvorstellungen, für Erkennen und Erkenntnis, für die Verbindung der Grundfrage in der Philosophie „Warum“ mit praxisorientiertem Experimentieren.

Wir werden nun den Übergang gestalten in eine neue Workshop-Form zur Entwicklung und Klassifizierung von Leadership. Was kennzeichnet „Führung“ im Unternehmen, die auf Basis ihrer Wertesysteme und inneren Haltungen den Anforderungen der Zukunft gewachsen ist?

 

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Category: Führung, Standpunkte