Machen wir uns mal ein paar Gedanken um den vierten Meilenstein im Gallup Pfad. Was sind denn „emotional gebundene Mitarbeiter“? Und welche Motivationsstrategien machen aus einem Mitarbeiter einen emotional engagierten? Besonders viel Lob? Aus meiner Erfahrung lauern hier durchaus ein paar Fallstricke. Denn Lob ist nicht gleich Lob. In unserer dreiteiligen Serie zum Thema Motivation auf Basis des Gallup Pfades geht es hier, im dritten und abschließenden Teil, um die emotionale Bindung der Mitarbeiter.
Gallup identifiziert drei Ausdrucksformen des Engagements bzw. des nicht vorhandenen Engagements.
- Arbeitnehmer mit hoher emotionaler Bindung sind loyal und produktiv, sie haben wenig Fehltage, wechseln nur selten den Arbeitsgeber, kurz: sie fühlen sich ihrem Unternehmen emotional verbunden.
- Arbeitnehmer mit geringer emotionaler Bindung (die “Mittelschicht”) leisten Dienst nach Vorschrift, sind zwar produktiv, aber dem Unternehmen nur eingeschränkt emotional verpflichtet. Sie haben mehr Fehltage und wechseln häufiger den Arbeitgeber.
- Arbeitnehmer ohne emotionale Bindung ans Unternehmen arbeiten aktiv gegen die Interessen ihres Arbeitgebers, sind zwar physisch noch präsent, haben aber innerlich schon gekündigt und lassen andere wissen, wie unglücklich sie mit ihrer Arbeitssituation sind.
Die beiden „Extreme“ der total Engagierten, die begeistert erzählen, in welch’ tollem Laden sie arbeiten und damit kostenfrei Produkt und Personalmarketing unterstützen und der „Terroristen“, die dem Unternehmen aktiv zu schaden versuchen, bedürfen keiner tiefer gehenden Erörterung. Hier wissen Arbeitgeber und Führungskräfte, woran sie sind.
Die “Mittelschicht”: Weder heiß noch kalt

Interessant ist hier vor allem die „Mittelschicht“, die weder heiß noch kalt ist und die Gallup als eine Mischung von „produktiv mit eingeschränkter emotionaler Verpflichtung“ kennzeichnet. Diese eigenartige Mixtur wird gern mit dem Begriff ‚zufrieden‘ belegt. Eben nicht begeistert aber auch noch nicht voll dagegen.
Mit dem Begriff der Zufriedenheit sollten wir aber sehr vorsichtig umgehen. Zufrieden sind auch Mitarbeiter, die den ganzen Tag vom Chef in Ruhe gelassen werden und ungestört im Web surfen können.
In Zahlen ausgedrückt, macht Gallup den Unterschied im Unternehmensgewinn zwischen den Engagierten und den „Lauwarmen“ mit 6.500 € pro Jahr und Mitarbeiter aus. Gegenüber den „Gegnern“ liegt die Bilanzspanne sogar bei 11.500 €. Das sind Zahlen von vor fünf Jahren, sie dürften in der Zwischenzeit deutlich höher liegen. Der Gesamtschaden – oder umgekehrt betrachtet, das Potenzial, das hier verschenkt wird – liegt bei rund 150 Mrd. jährlich. In etwa das, was uns das neue Rentengesetz kosten wird.
Die Indifferenten und das Lob: Wirklich das Mittel der Wahl?
Wo also setzen Unternehmen am besten an? Bei der Motivation! Und bei wem? Bei der indifferenten Mittelschicht, denn hier ist die Bereitschaft zum „Umkippen“, sei es in die Liga der Engagierten oder ins Lager der Gegner besonders hoch. Und was fällt allen als erstes ein beim Begriff Motivation? Das Lob!
Auch hier sage ich meinen Klienten immer: „Lassen Sie es!“ Und sehe in lauter erstaunte Gesichter. Ich will das gern erklären. Lob – in der klassischen Anwendungsform – hat immer eine leichte Tendenz von oben herab, es hat den Gestus des auf-die-Schulter-Klopfens. ‚Das haben Sie gut gemacht‘. Und das tut immer ein Höhergestellter mit einem ihm in der Position Unterlegenen. Diese Form des Lobs und der Ermunterung haben den Geruch der Herablassung.
Motivieren demotiviert, schreibt Johannes Thönneßen im Blog seines Portal ManagementWissen Online. Motivierend sei bereits die Tatsache, dass andere unser Tun und Wirken bemerken, uns wahrnehmen. Demotivierend, wenn wir uns anstrengen und keiner guckt hin oder hält es für selbstverständlich. Wenn wir uns aber anstrengen und dann kommt einer daher und fordert uns auf, uns noch mehr reinzuhängen, dann sei das anmaßend.
Per Definition bedeutet Lob aber ‚Anerkennung von Leistung‘. So meine ich, dass eine echt wertschätzende Anerkennung auf Augenhöhe erfolgt. Etwa in der Form: „Lieber Kollege, die Kreativität, mit der Sie dieses Angebot an einen Kunden gestaltet haben, hat mich sehr beeindruckt‘. Zu spitzfindig? Vielleicht.
Ich meine aber, ein derart formulierter Satz enthält immer eine Rückmeldung zu den Stärken des Empfängers, in diesem Fall zu seinem kreativen Potenzial, dessen er sich möglicherweise gar nicht bewusst ist und das ist in meinen Augen das motivierende Element. Was kann ich als Belobigter mit ‚Das haben Sie gut gemacht‘ schon anfangen? Welche Stärke wird damit adressiert?
Die Reihe “Motivation und der Gallup Pfad”
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