„Mensch, erkenne Dich selbst“ forderte Sokrates in seinen flammenden Reden auf den Straßen des antiken Athens. Das gilt heute nicht minder. Besonders Führungspersönlichkeiten zeichnen sich durch ein klares Bild ihres Selbst aus. Die Handlungslogiken nach Graves ermöglichen eine deutliche Zuordnung der eigenen Wertvorstellungen und Handlungsoptionen.
Die Bewusstmachung ermöglicht im weiteren Reifeprozess eine gezielte und der Situation angemessene Steuerung des eigenen Verhaltens. Wir nennen das Selbstmanagement, Management des Selbst oder noch präziser Selbstführung. Die Handlungslogiken Macht und Leistung setzen den Fokus auf die Chancen, die sich dem Handelnden durch sein Tun bieten, nach dem Motto: “Ich und die Welt – was bietet sie mir?“ Die Handlungslogiken Ordnung und Gemeinschaft fokussieren sich hingegen auf die Sicherheit, die das ‚Wir‘ bietet. Die Handlungslogik Integration bindet jedoch sämtliche Vorstellungen von Werten ein. Diese Wertvorstellungen integriert und setzt sie je nach Situation als die höchstentwickelte Form menschlichen Denkens und Handels optimal ein. Bei jeder Führungskraft sind die Handlungslogiken anders verteilt.
Selbstmanagement des pragmatischen Machers
Stellen Sie sich vor, Sie als Führungskraft hätten folgende prozentuale Verteilung zwischen den Handlungslogiken:
Macht Ordnung Leistung Gemeinschaft Integration
25 15 40 10 10
In dieser Kombination haben die ersten drei Handlungslogiken die höchsten Prozentsätze. In diesem Fall sind Sie der ‚Typus‘ des pragmatischen Machers. Damit sind sie ein Manager, der Dinge sach- und ergebnisorientiert vorantreibt und messbare Ziele schätzt. Wenn es Gelegenheiten zu kurzfristigem Erfolg gibt, wird er diese nutzen – verliert dabei aber nicht selten Nebenwirkungen oder Risiken aus dem Blick. Die 25 % in der Machtlogik signalisieren Durchsetzungsstärke, Selbstbewusstsein und auch Charisma. Er ist niemand, der sich die „Butter vom Brot nehmen lässt“.
Kombiniert mit den 40 % Leistung und den 10% bei Integration (Blick über den Tellerrand, nachhaltige Lösungen, Potenziale nutzen und entwickeln) ergeben sich 75% auf der Seite Chancen nutzen. Erkennen Sie sich wieder? Wenn ja, dann sind Sie ein echtes Kraftwerk als Führungskraft. Dinge anzupacken und pragmatisch und schnell zu entscheiden und zu realisieren ist dann eine große Stärke von Ihnen. Themen wie Empathie/ Perspektivenwechsel/ Selbstreflexion und mit Zögerlichen oder Schwachleistern umzugehen gehören bei diesem Profil allerdings nicht zu Ihren Stärken. Zwar haben Sie natürlich auch Zugriff auf die Handlungslogiken Gemeinschaft und Integration – unter Druck aber greifen Sie immer auf die ersten drei Handlungslogiken zurück.
Selbstmanagement der nachhaltigen Führung
Betrachten wir eine weitere Verteilung mit dem höchsten prozentualen Anteil auf Leistung und Integration – wie stellt sich das im Führungsalltag dar?
Macht Ordnung Leistung Gemeinschaft Integration
10 10 30 20 30
Sollten Sie sich in einer solchen Verteilung eher erkennen, dann heißt das: Sie sind in der Lage, eine nachhaltige Leistungskultur zu etablieren. Sollte es dazu nötig sein, bisherige Prinzipien durch neue zu ersetzen, wird das mit Augenmaß und unter Einbeziehung der Mannschaft vorgenommen. Diese Führungskraft ist in der Lage, Individualinteressen zu Gunsten des Gesamtinteresses zurückzustellen. Ähneln Sie diesem ‚Typus‘, dann umgehen Sie auch die in der Leistungslogik liegende Falle, bei herausfordernden Aufgaben immer auf diejenigen zurückzugreifen, die es in der Vergangenheit am besten gemacht haben. Denn da Sie eine genauso starke Präferenz auf Integration haben, werden Sie sehr sorgsam nach (bislang noch nicht entdeckten) Potenzialen in der Organisation Ausschau halten, um dann diese Mitarbeiter maximal zu fördern und zu fordern.
Schauen Sie in unsere Leseprobe des Buches Change Management im Vertrieb: Das Praxishandbuch für Entscheider (Haufe Fachbuch) , wenn wir Sie mit diesem kurzen Einblick in die Graves Handlungslogiken neugierig gemacht haben.
Hinweis: Dieser Beitrag ist in Auszügen dem Buch “Change Management im Vertrieb – das Praxishandbuch für Entscheider” Haufe-Verlagsgruppe, entnommen.