Unternehmen, die etwas verändern wollen oder verändern müssen, starten oftmals mit einer Standortbestimmung. – Wie gut sind wir schon? Was können wir nicht? Wie zufrieden sind unsere Mitarbeiter? Sind wir ein guter Arbeitgeber? – Die Ausgangslage wird erstmal analysiert. „Wir müssen wissen, wo wir stehen, bevor wir entscheiden können, wie wir ans Ziel kommen.“, wird oft gesagt. Die gängigste Methode hierfür ist eine Onlinebefragung der gesamten Mitarbeiterschaft bzw. einer zufälligen Stichprobe. Manchmal werden sogar mit großem Aufwand Interviews durchgeführt und Führungskräfte sowie Mitarbeiter im persönlichen Gespräch befragt.

In dieser Analysephase wird oftmals viel investiert. Grade wenn es um das Thema Kultur geht, wird viel drangesetzt, dass dieses schwer greifbare Thema messbar gemacht werden kann und das Top-Management Kennzahlen erhält. Viele hätten am liebsten genau eine einzige Kennzahl, die das Thema Kultur abdeckt. Der Wunsch ein sehr komplexes Thema händelbar und messbar zu machen, ist vollkommen nachvollziehbar, jedoch birgt dieser Wunsch auch Gefahren.

 

Komplexität reduzieren und Verständnis erhöhen

Grade wenn Kulturthemen durch Hilfe von Zahlen greifbarer gemacht werden sollen, ist die Gefahr groß, dass ein vielschichtiges Thema sehr einseitig betrachtet wird. Damit ein Fragebogen nicht zu lang wird, die Fragen für jeden verständlich sind und quantitative Ergebnisse gesammelt werden können, müssen Themen vereinfacht werden. Nur dann ist es möglich einen Teil der Wirklichkeit durch Zahlen und einfache Beschreibungen abzubilden. Die Reduzierung von Komplexität macht die Themen verständlich und vereinfacht den Umgang damit.

 

Ergebnisse der Standortbestimmung

Genau wie bei jedem anderen Model der Wirklichkeit, hilft es die Realität zu verstehen, ist jedoch nur eine vereinfachte Darstellung der Wirklichkeit und sollte auch als genau solches verstanden werden. Ergebnisse aus einer Standortbestimmung sind keine absolute Wahrheit, sondern liefern nur einen Hinweis auf den IST Zustand. Nur weil man die Koordinaten seines Standortes kennt, weiß man noch nicht auf was für einem Untergrund man sich grade befindet und was ein sicherer Weg zum Ziel sein könnte. Hierfür muss man etwas genauer hinschauen.

 

Hoher Einsatz für eine Standortbestimmung

Eine unternehmensweite Standortbestimmung, die erfolgreich ausgeführt werden soll, kostet viele Ressourcen. Damit die Ergebnisse der Analyse auch brauchbar und nützlich sind, braucht es Zeit bestehende Instrumente zu adaptieren oder neue zu entwickeln. Instrumente aus der Wissenschaft zu nutzen, ist nicht nur weniger aufwändig, sondern garantiert oftmals auch eine hohe Validität und Reliabilität. Jedoch gibt es selten ein bestehendes Instrument, das genau auf die Bedürfnisse und den Kontext des Unternehmens abgestimmt ist. Der Aufwand der Durchführung hängt natürlich strak von der Wahl des Instrumentes ab, sollte aber nicht unterschätzt werden. Natürlich geht eine Onlinebefragung schneller als persönliche Interviews, aber auch nur 15 Minuten in denen Mitarbeiter den Fragebogen ausfüllen und nicht arbeiten, ist auf Unternehmensebene als zu investierende Ressource nicht zu vernachlässigen.

 

Standortbestimmung: Analyse – und dann?

Es spricht natürlich viel dafür ein unternehmensspezifisches Instrument zu entwickeln, damit alle gewünschten Faktoren gemessen werden können. Auch Interviews mit Personen geben oftmals ein vollständigeres Bild als quantitative Befragungen. Die Gefahr jedoch ist sehr viel Geld und Zeit in die Entwicklung, Durchführung und Auswertung zu investieren und anschließend keine oder nur noch wenig Ressourcen zur Verfügung zu haben, wenn es um die Planung und Implementierung der Veränderung geht. Die Standortbestimmung ist nur ein Mittel zum Zweck. Wenn sie gemacht wird, sollte es der Ausgangspunkt für einen Veränderungsprozess sein, die Veränderungsnotwendigkeit unterstreichen und den Weg für erste Schritte ebnen. Wenn die Standortkoordinaten und das Ziel bekannt sind, kommt es darauf an einen oder mehrere sichere Wege zum Ziel zu finden. In Deutungsworkshops zum Beispiel können die Ergebnisse genauer analysiert werden und erste Schritte der Veränderung angestoßen werden. -Was bewegt uns? Was liegt dem zugrunde? Was verstehen wir eigentlich darunter? Was können wir tun? Was braucht es jetzt? – Und schon während die Beteiligten und Betroffenen sich mit diesen Fragen auseinandersetzen nähern sie sich dem Ziel; Schritt für Schritt.

 

Arbeiten in der Veränderung – so glingt’s

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