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Unternehmenskultur: Die Persönlichkeit des Unternehmens

 

„Es gibt Gebiete, bei denen ich ungeduldiger bin, und Gebiete, bei denen ich mehr Geduld habe. Geduldig bin ich dort, wo die Komplexität des Systems eine gewisse Behutsamkeit fordert. Ungeduldig bin ich dort, wo Leute leiden.“
— Ruth Dreifuss

 

„Kommunikation ist die Antwort auf Komplexität.“
— Markus Miller

 

Diese Töne aus Unternehmen sind uns nicht fremd: „Schon wieder ist ein Berater durchs Haus gezogen und hat Weisheiten verkündet, wie’s garantiert klappt mit der überzeugenden Führung; das klappt tatsächlich eine Zeit lang. Bis sich der Reiz des Neuen verwirkt hat, und dann ist es hinterher oft schlimmer als zuvor“. Ja, so ist das mit den Theorien von der Stange, deren Befolgung Erfolg sichern soll.

Komplexität ist gekennzeichnet durch Unvorhersagbarkeit, Eigendynamik und Unplanbarkeit, und meist sind Entscheidungen in komplexen Situationen irreversibel. Daher ergeben generalisierte, für alle Unternehmen und Führungskräfte gültige Führungstheorien und -handlungen auch wenig Sinn, sind unserer Meinung nach sogar ein Widerspruch. Werfen wir gemeinsam einen Blick auf zwei divergierende Unternehmensumfelder, ein stabiles und ein dynamisches. Beide Erlebnisräume lassen sich durch acht Faktoren in ihrer jeweiligen Charakteristik bestimmen.

 

Leadership Unternehmen

 

Das Unternehmen: Stabilität versus Dynamik

Grundverständnis

  • In einem stabilen Umfeld sind viele Dinge festgelegt. Das Unternehmen funktioniert wie eine hochentwickelte Maschine. Jeder Vorgang und jedes Tun folgt einem festen Plan.
  • Ein dynamisches Unternehmen funktioniert als Organismus, ein System. Dieser reagiert jederzeit auf Veränderungen und verhält sich im Moment der Veränderung anders, als wenn es die Veränderung nicht gegeben hätte. In einem dynamischen Unternehmen dominieren Wachheit und Aufmerksamkeit für (vermeintlich) Unvorhersehbares.

Glaubwürdigkeit

  • Im stabilen Umfeld ist die Rückschau wesentlich: „Hat sich das Unternehmen bisher als vertrauenswürdig erwiesen und seine Versprechungen gehalten?“.
  • In einem dynamischen Umfeld gewinnt die Vorausschau die Oberhand: „Wie wird das Unternehmen künftigen Anforderungen gerecht werden?“

Managementverständnis

  • In einem stabilen Unternehmen ist der Manager eher Optimierer bereits fest determinierter Abläufe.
  • Der Manger einer dynamischen Organisation gestaltet die stetige Veränderung mit.

Führungskompetenz

  • Im stabilen Unternehmen gilt derjenige als erfolgreicher Manager, dem es gelingt, das Bestehende zu optimieren und Unsicherheiten und Unwägbarkeiten zu minimieren.
  • In einem dynamischen Umfeld ist der Fokus auf das Finden neuer Lösungen gerichtet, darauf, was vorher noch nicht da war, um das Unternehmen für die Zukunft fit zu machen.

Planung

  • In einem stabilen Unternehmen wird der einmal eingeschlagene Weg nicht oder nur mit großer Mühe verlassen.
  • Ein dynamisches Unternehmen ist ständig in Bewegung und bereit zu Kurskorrekturen auf dem Weg zum Ziel. Selbst das Ziel kann sich auf dem Weg noch ändern.

Karriere

  • In einem stabilen Unternehmen wird der Begriff der Karriere als stetiger Aufstieg in der Unternehmenshierarchie vorrangig linear begriffen. Hier ist die Aussicht auf Beförderung ein Motivationshebel.
  • In einem dynamischen Unternehmensfeld liegt der Fokus auf der Freude des Mitarbeiters, Neues zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.

Vorhersehbarkeit

  • Das stabile Unternehmen setzt auf klare Regeln und feste Rollenzuteilungen.
  • Das dynamische Unternehmen definiert sich da neu, wo erforderlich und fokussiert auf die schnelle Integration sich erst abzeichnender Marktentwicklungen.

Führungsautorität

  • Im stabilen Umfeld ist die Innovation bei der Führungsspitze angesiedelt, die auch dafür sorgt, dass Entwicklungen validiert und evaluiert werden.
  • In einem dynamischen Unternehmen bekommt Führung eine neue Definition. Die Linien-Führungskraft versteht sich eher als Kommunikator und Moderator, die ihre Mitarbeiter durch zielführende Dialoge inspiriert und überzeugt. Die Mitarbeiter werden „empowert“, sich selber zu führen und Probleme eigenverantwortlich zu lösen, um schnelle und effizient auf Markt- und Kundenerfordernisse zu reagieren und so einen konkreten Beitrag zum Erfolg des Unternehmens zu leisten.

Je höher die Frequenz und die Anzahl der auf ein Unternehmen einwirkenden Veränderungen, desto weniger geht es um die Optimierung von stabilen Unternehmensfacetten. Vielmehr geht es um eine neue, agile Sichtweise: Führung ist nicht mehr nur festgemacht an Machtentscheidungen Einzelner, sondern wird von jeder Mitarbeiterin in ihrem Verantwortungsbereich gelebt. Umgehen mit Komplexität braucht Mut, mit zeitweiliger Lösungslosigkeit und Ungewissheit, sicher und zum Wohl des gesamten Unternehmens umzugehen.

Mehr zu diesem Thema findest du in dem Buch „Change Management im Vertrieb – das Praxishandbuch für Entscheider“ der Haufe-Verlagsgruppe.

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