Vor kurzem hatte hier einer unserer Geschäftsführer, Jörg Wacha, Überlegungen zum Generationenthema gepostet. Passen die Zuordnungen wirklich zu der jeweiligen Generation? Babyboomer als hierarchieorientierte Mitarbeiter, ganz im Gegensatz zur Generation Y, die sich vorrangig an sozialen Netzwerken orientiert und mittendrin die Mittvierziger aus der Generation X, die zwischen Hierarchien und Autonomie pendeln? Oder sind bestimmte Denk- und Verhaltensweisen eher eine Frage der jeweiligen Lebensphase?
Ich, Jahrgang 1968, bin Generation „X“. In den in der Tabelle dargestellten Beschreibungen sehe ich mich nur bedingt. Soll heißen: auf der einen Seite passen einige Merkmale schon auf mich, auf der anderen Seite lebe ich viele Aspekte der Generation Y. Also stellt sich mir die Frage, ob eine bestimmte Art des Denkens und des Verhaltens nicht weniger eine Sache der Generation ist als mehr eine Angelegenheit des Umfeldes, privat und beruflich, die einfach eine Anpassung notwendig macht?
Jung-Sein und die Suche nach Selbstverwirklichung

Die Frage kann noch weiter gesponnen werden: Liegen die Unterschiede eher in den Geburtsjahrgängen oder eher in der jeweiligen Lebensphase? Ich denke, dass jede Generation im Zeitpunkt ihres “jung seins” ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legt: man will etwas sinnvolles machen, sich ausprobieren, hat frische neue Ideen, die interessanterweise andere vor 15 Jahren auch schon mal in ähnlicher Weise hatten. Wenn ich an meine Mit-Studenten vor 20 Jahren denke, dann waren die meisten damals auf der Suche nach Selbstverwirklichung, nach einem Sinn im Leben und insbesondere im Job. Also danach, beruflich genau das zu machen, was sie teilweise ohne Kompromisse für gut erachteten.
68er-Ideale – und heute? Die Realität hat Einzug gehalten
Würde ich die gleichen Menschen heute fragen, dann stehen in ihrer jetzigen Lebensphase einige, vielleicht sogar etliche Ideale nicht mehr ganz vorne. Die Realität hat Einzug gehalten. Dies erinnert mich wieder irgendwie an unsere Vorvorgänger, die 68er, von denen später nicht wenige als Politiker oder Wirtschaftsleute genau das Leben führten, das sie als rund 20jährige Ende der 60er vehement abgelehnt hätten.
Der größte Unterschied zwischen den Generationen, die heute im Arbeitsleben stehen, liegt vielleicht wirklich in der Nutzung und Anwendung sozialer Netzwerke und neuer Medien. Hier sind die sog. Digital Natives mit einer größeren Selbstverständlichkeit im Umgang mit diesen Medien aufgewachsen. Vielleicht identifizieren sie sich auch stärker damit.
Ob dieser Bezug zu einem Kommunikationsmedium aber auch das Verhalten im gesamten Umfeld beeinflusst, ob die Generation Y oder sogar die Milleniums, die nach 1990 geboren sind, wirklich transparente Strukturen im Arbeitsleben schaffen und partnerschaftlicher miteinander umgehen als wir 20, 30 Jahre Älteren, das bleibt meines Erachtens abzuwarten. Darüber können wir uns vielleicht in fünf bis zehn Jahren ein Urteil bilden.
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